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Ausbildung lohnt sich

Rund 3500 Jugendliche unter 25 Jahren waren zur Beginn des Jahres 2001 in den Städten Frankfurt und Offenbach sowie den Landkreisen Main-Taunus und Offenbach arbeitslos gemeldet. Etwa 40 Prozent von ihnen hatten keinen deutschen Pass, der Anteil der jungen Menschen mit Migrationshintergrund wird von den Sachbearbeiter/innen sogar auf 60 bis 70 Prozent geschätzt.Das CGIL-BILDUNGSWERK e.V. will das nun durch das neue Projekt „Erhöhung der Ausbildungsbereitschaft von jugendlichen Migrantinnen und Migranten“ ändern. Diese Initiative ist eines von sieben Teilprojekten der Entwicklungspartnerschaft M.A.R.E. – Migration und Arbeit Rhein-Main.

„Wer sich mit der Situation von Migrantinnen und Migranten in Deutschland beschäftigt, merkt sehr schnell, dass sich die missglückte Integration wie ein roter Faden durch das Thema zieht“, berichtet Vicky Pompizzi vom Projektleitungsteam. Das gilt auch für Kinder der zweiten und dritten Generation, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. Pompizzi: „Sie haben Probleme mit der deutschen Sprache, erleben Misserfolge in der Schule, glauben, keine Aussicht auf einen Ausbildungsplatz zu haben und oft fehlt ihnen auch eine adäquate Unterstützung aus dem Elternhaus. Diese jungen Menschen ausländischer Herkunft sehen also keine besondere Notwendigkeit darin, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, weil sie denken, sie biete ihnen wenig Alternativen.“ Franco Marincola, Vorsitzender des CGIL-BILDUNGSWERKES e.V. betont: „Es kann nur von Vorteil sein, dass eine Organisation wie unsere, die den Migrantinnen und Migranten sehr nahe steht, die Leitung des Teilprojektes übernimmt. Wir haben Zugang zu den jungen Migrantinnen und Migranten und ihren Eltern, weil unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre eigenen Erfahrungen in die Arbeit einbringen können. Sie beherrschen die Sprache der Zielgruppe, sie kennen ihre Kultur und sie sind vertraut mit ihrer Mentalität.“

Die Arbeit des Projektes konzentriert sich zunächst auf Jugendliche türkischer, italienischer und marokkanischer Herkunft - diese Zielgruppen sind im Rhein-Main-Raum am stärksten repräsentiert und weisen erhebliche Schwierigkeiten auf, sich mit der Frage der beruflichen Ausbildung zu befassen.

Um die Ziele des Projektes umzusetzen, baut das CGIL-BILDUNGSWERK e.V. ein Netzwerk von Migrantinnen und Migranten auf, das aus muttersprachlichen Multiplikator/innen besteht, die zum Beispiel an den Elternabenden referieren und als Vorbilder für Jugendliche innerhalb der jeweiligen Gemeinschaft fungieren. Sie sind Ansprechpartner für Jugendliche und Eltern, und sind die Überbringer der Botschaft des Projektes: „Ausbildung lohnt sich“.

Außerdem kontaktiert das CGIL-BILDUNGSWERK e.V. die Schulen der Region, die einen hohen Anteil an Kindern aus Migrantinnen und Migrantenfamilien haben. Dort werden in Zusammenarbeit mit Schulleitung und Lehrerkollegium Informations- und Sensibilisierungsveranstaltungen für Schüler/innen erarbeitet und durchgeführt. Ihr Ziel ist, die Jugendlichen zu motivieren und ihre Neigungen zu stärken. Die besten Ergebnisse hat man bzw. verspricht man sich z.B. von Betriebsbesichtigungen, der Erarbeitung von gezielten Ausbildungsbroschüren und Potenzialtests in mehreren Sprachen.

Parallel dazu werden die Eltern zu zweisprachigen Elternabenden eingeladen. Dort werden sie von zweisprachigen Multiplikator/innen und von Referent/innen aus verschiedenen Ämtern und Institutionen über das deutsche Schul- und Ausbildungssystem informiert. An solchen Abenden nehmen Vertreter des Arbeitsamtes, der Industrie und Handelskammer, der Handwerkskammer, der Gewerkschaften und nicht zuletzt von marktführenden Unternehmen teil.

Eine ähnliche Sensibilisierungsarbeit wird auf Verwaltungsebene durchgeführt, denn auch dort finden sich Menschen, die eine weitergehende Information bezüglich der Situation und Ausgangslage der ausländischen Jugendlichen zu schätzen wissen. Ein „falsches“ Wort, wenn auch gut gemeint, kann erheblichen Schaden auslösen, Jugendliche abschrecken und eine sowieso nicht allzu starke Motivation gänzlich vernichten.

Hauptziel dieser Arbeit auf einander aufbauenden Ebenen ist es, die verschiedenen Akteure zusammenbringen und ihnen eine Austauschmöglichkeit zu schaffen. Gleichzeitig sollen den Jugendlichen mit Migrationshintergrund realistische Chancen eröffnet bzw. ihnen aufgezeigt werden, wie sie den Zugang zur beruflichen Ausbildung (und Ausbildungsplatz) finden können.

Von der Arbeit des Projektes profitieren nicht nur die jungen Migrantinnen und Migranten selbst, sondern sie birgt auch Chancen für die regionale deutsche Wirtschaft. Die Unterstützung der Kammern unterstreicht, dass sich auch für Unternehmen und Industrie die Ausbildung von Jugendlichen ausländischer Herkunft lohnt. Ihre potentielle Zweisprachigkeit und ihre Kenntnis verschiedener Kulturen sind unschätzbare Werte in einer zunehmenden Globalisierung der Märkte. Die deutsche Wirtschaft wird aufgefordert, ihre Internationalität unter Beweis zu stellen. „Junge Menschen mit solchen Fähigkeiten sind in Deutschland brachliegende Humanressourcen, die sehr wertvoll für die Wirtschaft sein können“, betont Elisabetta Fortunato von der Teamleitung des Projektes.

 

(Presse-Information Beschreibung des Projektes: Erhöhung der Ausbildungsbereitschaft von jugendlichen Migrantinnen und Migranten)